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Gedenkstättenfahrt 2022 nach Verdun
– Ein Kooperationsprojekt des Dreikönigsgymnasiums mit dem Apostelgymnasium und dem Genoveva-Gymnasium
Bericht von Kaan Gün (Q2)
Jahrzehntelang haben wir in Europa in Frieden gelebt. Daher kannten wir Schüler_innen bis zum russischen Angriff auf die Ukraine auch nur ein Europa ohne Krieg. Um so wichtiger empfinde ich die Erfahrungen und Eindrücke, die wir als Teilnehmende bei unserer Gedenkstättenfahrt nach Verdun sammeln konnten.
Diese Fahrt, die durch einen Besuch der französischen Krönungsstadt Reims abgerundet wurde, unternahmen wir Ende Oktober gemeinsam mit jeweils zehn Q2-Schüler_innen des Apostel- und Genoveva-Gymnasiums sowie insgesamt sechs Lehrkräften. Dabei wurde das DKG durch Frau Hinterthür und Herrn Filmar als Geschichtslehrkräfte vertreten.
Bei dieser besonderen Bildungsreise, die uns durch den Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds ermöglicht wurde, hatten wir die Gelegenheit ein Schlachtfeld des Ersten Weltkriegs und damit eines der grausamsten Kriege des letzten Jahrhunderts zu besichtigen. Die Landschaft, die wir dort erblickten, war so sehr von den Millionen Granaten gezeichnet, die dort vor über einhundert Jahren eingeschlagen hatten, dass sie auf uns sehr unnatürlich wirkte. Das Gras und die Bäume, die dort inzwischen wieder wachsen, konnten die Schandtaten, die Menschen dort anderen Menschen angetan hatten, noch immer kaum verdecken.
Gemeinsam mit unserem Tourguide Pierre besichtigten wir den größten Soldatenfriedhof für die in der Schlacht von Verdun gefallenen Soldaten, welcher sich direkt vor dem bekannten Beinhaus von Douaumont befindet. Es war erleichternd zu sehen, dass all diesen Männern, welche in der Schlacht ums Leben gekommen waren, auf eine würdevolle Art und Weise die letzte Ehre erwiesen wurde und dass dabei sogar religiöse Gebräuche beachtet wurden. Besonders hervorzuheben ist dabei beispielsweise, dass die gefallenen muslimischen Soldaten in Richtung Mekka begraben worden sind.
Darüber hinaus ist es jedoch kaum zu begreifen, dass so viele Menschen ihr Leben für einen Krieg lassen mussten, der nichts außer Elend in die Welt brachte. Neben den mehr als fünfzehntausend Soldaten, die auf dem Friedhof begraben worden sind, ruhen im Beinhaus von Douaumont die Knochen von weiteren hundertdreißigtausend Menschen, die bis heute nicht identifiziert werden konnten, da lediglich ihre Gebeine gefunden worden waren. Der Anblick der vielen Knochen und Schädel, die wir durch die Fenster des Beinhauses erkennen konnten, war derart überwältigend, dass ich mich dabei fast übergeben musste.
Die Gedenkstättenfahrt führte bei vielen von uns dazu, dass wir auch über uns selbst und unser eigenes Leben nachdachten. Als ich beispielsweise das Fort Douaumont oder das Zwischenwerk Ouvrage de la Falouse von innen sah und mir vorstellen musste, unter welch harten Bedingungen diese Männer dort leben mussten, wurde mir bewusst, wie glücklich wir uns schätzen können, dass wir selbst derartige Erfahrungen nicht machen müssen.
Da uns als Deutschen wie den Franzosen auch nach den beiden Weltkriegen eine besonders große Verantwortung obliegt, nicht nur dazu beizutragen, dass die Vergangenheit nicht in Vergessenheit gerät, sondern auch, dass ein derartiges Leid für immer verhindert wird, war diese Reise sicherlich ein wichtiger Beitrag, um die deutsch-französische Verständigung lebendig zu halten.
Daher kann ich sagen, dass wir als Schüler_innen von dieser Fahrt sehr viel mitgenommen haben. Da wir dafür Sorge tragen müssen, dass das Wissen um die Grausamkeiten dieses Krieges auch an zukünftige Generationen weitergegeben wird, sind wir sehr dankbar dafür, dass wir die Gelegenheit hatten, an dieser Fahrt teilnehmen zu können.